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Eine heute 48-jährige Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe aus einer mittelgrossen Westschweizer Stadt erinnert sich, wie der Stress des Praxisaufbaus ihre damals noch junge Familie beinahe auseinander sprengte:

 
«Gleichzeitig sowohl eine eigene Familie als auch eine eigene Praxis als noch junge und relativ unerfahrene Mutter, Ehefrau und Ärztin aufbauen – dies erwies sich bald nicht mehr nur als eine spannende Herausforderung, sondern auch als eine kräftezehrende Überforderung. Doch wenn man selber drin steckt, kann man, wie so oft, den Kern der Probleme gar nicht erkennen. Vielmehr fanden mein Mann und ich uns irgendwann in einem derart destruktiven Beziehungspatt gefangen, dass wir beide zeitweise stark daran zweifelten, unser Leben gemeinsam bewältigen zu können.
 
Die Konflikte hatten angefangen, als unsere Söhne zwei und vier Jahre alt waren und ich meine erste Praxis frisch aufbaute. Mein Mann und ich arbeiteten beide sehr viel, weshalb ich nach dem ersten Jahr trotz des weiterlaufenden Aufbaus mein Arbeitspensum auf 50 Prozent reduzierte – eine Praxispartnerin kam hinzu. Die enorme Belastung führte zu sehr vielen Streitereien und verletzenden Auseinandersetzungen. Unsere Wohnsituation erlaubte uns nur beschränkt, uns aus dem Weg zu gehen, und so wurde unser Umgang miteinander immer zerstörerischer. Mein Mann war sehr verletzt, wenn ich mich nur mit Rückzug abgrenzen konnte.
 
Irgendwann beschlossen wir, eine Paartherapie zu beginnen. Diesem Schritt sah ich mit einer guten Portion Überheblichkeit entgegen; ich dachte, das würde ihm bestimmt gut tun und dann ginge es uns beiden wieder besser. Bereits nach zwei Sitzungen wies aber einiges darauf hin, dass ich auch meinen Anteil an den Problemen hatte. Ich entschied mich, diese in einer eigenen Therapie anzuschauen. In deren Verlauf wurde mir klar, dass ich selber eine schwierige Vergangenheit mit meiner Mutter hatte. Aus diesem Grund war ich auch nicht in der Lage, weder zu mir selber noch zu meinem Mann und unserer Beziehung Sorge zu tragen. Entsprechend schlecht ging es mir: Ich war gerade dabei, aufgrund der Überforderung in der Familie und im Beruf meine eigene Ehe zu zerstören. Dies wollte ich verhindern, spürte aber gleichzeitig, dass ich es alleine nicht schaffte.
 
Ich fragte eine befreundete Kollegin aus meinem Qualitätszirkel, der ich sehr vertraue und die auch von unseren Ehekonflikten wusste, ob sie mir eine gute Psychiaterin empfehlen könne. Anschliessend beschloss ich, mich wie eine meiner eigenen Patientinnen zu überweisen und klarzustellen, dass es um mich selber geht, die eine Therapie beanspruchen möchte. Dass die Therapeutin mit Verständnis und Respekt, kompetent und dennoch auch kollegial auf meine Überweisung reagierte, war entscheidend dafür, dass ich mich auf sie einlassen konnte. Ausserdem nützte sicherlich das Eingeständnis, dass ich nicht immer alles alleine im Griff haben muss, dass es besser ist, zu einem gewissen Zeitpunkt Hilfe zu beanspruchen.
 

Wenn damals meine Freundin keine Psychiaterin gekannt oder ich gerade niemanden gehabt hätte, der bereits von meiner Lage wusste und dem ich vertrauen konnte, wäre ich sehr dankbar gewesen, mich an ReMed wenden zu können. Zusammen mit ReMed hätten sich eventuell auch Alternativen zu einer Psychotherapie ergeben. Jedenfalls ist es sehr gut, dass wir Ärztinnen auf die unkomplizierte Unterstützung von ReMed zählen können, wenn wir an unsere menschliche Grenzen stossen.»

 

 

Die Lebenspartnerin eines 48-jährigen Arztes, der unter Medikamenteneinfluss durch tragische Umstände ums Leben kam, erzählt:

 
Die Zweifel lassen mich nicht los, machen mich wahnsinnig: Wäre ich früher heimgekommen, hätte ich seinen Tod vielleicht verhindern können. Ihn schützen zu wollen war genau das Falsche, im Gegenteil, ich hätte alles riskieren müssen, um ihm zu helfen. Hätte ich schon damals von ReMed gewusst, hätte ich vielleicht anders gehandelt.
 
Vor etwa vier Jahren fing alles an. Mein Partner kam immer häufiger nach der Arbeit im Spital nicht mehr nach Hause. Ich wurde erst misstrauisch, als ich eines Tages im Badezimmer blutverschmierte Kleider fand. Er führte dies auf einem Sturz mit dem Fahrrad zurück – dies konnte aber nicht stimmen, entsprechende Verletzungen fehlten. Dann überraschte ich ihn auf dem Sofa mit einer Spritze im Arm, völlig benommen. Gegen seinen Willen rief ich die Ambulanz, er konnte aber die Sanitäter davon überzeugen, dass er alles unter Kontrolle habe, und diese fuhren wieder weg. Er versprach mir, mehr für seinen Ausgleich zu tun, und in der Tat ging es ihm eine Zeit lang wieder besser. Anschliessend häuften sich aber die Zwischenfälle, am Arbeitsplatz wurde ihm fristlos gekündigt.
 
Erneut gelobte er Besserung, und zeitweise schien er auch über dem Berg zu sein. Er trat freiwillig in eine psychiatrische Klinik ein, stimmte einer Therapie zu, um seine Suchtabhängigkeit zu überwinden, und übernahm Praxisvertretungen. Doch die Rückfälle folgten auf dem Fuss: Entzug des Führerausweises, Mahnungen in der Post, Aufgreifen durch die Polizei. Obwohl verbindliche Abmachungen getroffen wurden, schaffte er es, sich ihnen zu entziehen – er überzeugte die Fachleute davon, dass kein Problem vorliege. Ich schwieg aus Angst, etwas zu tun, das ihm schaden könnte. Diese fatale Angst hinderte mich daran, mehr zu hinterfragen und einzugreifen. Und selbst als ich mich ab und zu überwinden konnte, brachte ich ihn nicht dazu, etwas dagegen zu unternehmen: Ich kam gegen sein Fachwissen nicht an. Wahrscheinlich war ich trotzdem zu wenig aufsässig, hätte einfach nachhaken müssen – oder ihn an eine Fachstelle wie ReMed verweisen müssen, wenn ich es früher gekannt hätte.

 

Als ich dann selber schwer erkrankte, unterstützte er mich liebevoll und motivierte mich für die bevorstehende Therapie. Seine eigene Suchtabhängigkeit schien wie weggeblasen, und wir hatten es so gut wie noch nie. Nachdem ich mich ein wenig erholt hatte, fiel er seinerseits in ein Loch und zog sich zurück. Wir entschlossen uns dennoch für eine gemeinsame Psychotherapie, um den Umgang mit meiner Krankheit zu lernen. Den entsprechenden Termin nahm ich alleine wahr. Ich erzählte dem Therapeuten die ganze Geschichte meiner Erfahrungen mit den Suchtproblemen meines Partners. Gestärkt und mit viel Mut kam ich aus dieser Sitzung nach Hause. Mir war nun klar, dass es so nicht weitergehen konnte und etwas geschehen musste. Leider viel zu spät. An diesem Tag ist er gestorben...

 

Eine 50-jährige Ärztin, in einer Gruppenpraxis, alleinerziehend, berichtet über ihre Erfahrungen mit ReMed:

 

Eine schwierige private Situation, während der meine Tochter auch noch schwer verunfallte, brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich wurde depressiv, konnte nicht mehr schlafen, richtete im Beruf und privat mit den Terminen ein heilloses Durcheinander an. Krankengeschichten waren plötzlich nicht mehr auffindbar, und Berichte blieben liegen. Auch die Finanzen gerieten aus dem Ruder. Da beschloss ich, mich bei ReMed zu melden.

 

Zu meinem Erstaunen hörte mir einfach jemand zu und hatte Zeit für mich – das war schon eine Erleichterung. Ich spürte, dass dieser Kollege weiss, wovon ich spreche, und dass ich ihm meine Situation nicht lange zu erklären brauchte. Es half mir sehr, dass wir alle mir eigentlich bekannten Informationen einmal übersichtlich ordneten und ich dann Prioritäten setzen konnte. Mein Berater zeigte mir klipp und klar, dass die Belastungen zu gross waren: «Das kann man nicht alleine schaffen!» Ich musste mir eingestehen, dass ich an meine Grenzen gestossen war. Es wurde mir auch bewusst, dass ich überhaupt nicht effizient arbeitete. Seither nehme ich ein Antidepressivum und behandle mein bekanntes ADS wieder mit einer minimalen Dosis Ritalin. So habe ich keine grossen Stimmungsschwankungen mehr und kann viel konzentrierter arbeiten.

 

Grosse Änderungen gibt es vor allem in der Administration: Meine Tochter kümmert sich jetzt um die Rechnungen, so dass ich mich nicht mehr damit beschäftigen muss und sie etwas Geld verdient. Nun sind wir mit der Rechnungsstellung immer à jour, was sich natürlich auch positiv auf die Liquidität auswirkt. In der Praxis haben wir eine Praktikantin (Sozialbegleiterin) angestellt, die uns bei aufwendigen psychosozialen Problemen unterstützt und uns auch administrativ sehr viel abnimmt. Vereinfacht habe ich auch den Jahresabschluss, den jetzt der Treuhänder erledigt. Und die Daten übertrage ich neuerdings elektronisch. Meine Zeit ist viel besser investiert mit verrechenbarer Tätigkeit, vor allem in der Sprechstunde. «Sparen durch Gratisarbeit» ist völlig kontraproduktiv – die Effizienz leidet darunter, und es führt nur zur Erschöpfung.

 

Am Telefon grenze ich mich heute viel konsequenter ab. Viele Auskünfte gebe ich zeitsparend per E-Mail. Wenn ich denke, wie viel Zeit ich früher dafür aufgewendet habe! Die Frage des Kollegen: «Wo ist denn da die Partnerschaft?» at mich berührt, und ich bin kurz darauf mit meinem Freund für eine Woche ans Meer gefahren. Endlich wieder einmal ein paar Tage Privatleben ohne Alltagssorgen. Es gibt aber noch viel nachzuholen, das weiss ich. Ja, ich merke, ich packe seit dem Kontakt mit ReMed vieles anders an: Ich bin auf dem richtigen Weg. Klar ist, dass ich weiterhin sehr achtsamund konsequent sein muss, sonst falle ich unweigerlich wieder in meine alten Muster.

 

 

Ein 44-jähriger Spitalarzt, verheiratet, drei Kinder, erzählt von der schweren Depression, die er durchlebt hat.

 
«Die Depression erfasste mich ganz unvermittelt, innerhalb von wenigen Tagen – so etwas hatte ich noch nie erlebt. Seit zwei Jahren war ich leitender Arzt der traumatologischen Abteilung eines grösseren Spitals. Ich arbeitete allein, ohne Oberarzt, ohne direkt unterstellte Assistenten – während 24 Stunden, ohne Ferien. Ich tat es aus einem tiefen Verantwortungsbewusstsein heraus, ja, ich war stolz, dass ich meiner Arbeit kompetent und gewissenhaft nachging.
 
Und dann fühlte ich mich plötzlich ganz miserabel, in einer Art, die sich kaum in Worte fassen lässt. Es war ein unfreiwilliger Rückzug in mich selbst: Ich verlor den Augenkontakt zu den Patienten, wollte sie möglichst rasch loswerden – was sich auch in meinen therapeutischen Entscheidungen spiegelte. Anfänglich führte ich mein Verhalten auf Schlafmangel zurück, doch dann wurde mir klar: Das ist etwas anderes, etwas Ernsthaftes. Sofort rief ich einen mir bekannten Kollegen an und vereinbarte einen Termin. Doch die Begegnung war für mich nicht hilfreich – im Gegenteil, ich fühlte mich gar nicht als Patient wahrgenommen.
 
Meine Frau hingegen hat wunderbar reagiert: Sie hat sofort realisiert, was los ist, und meinen ehemaligen Chef angerufen. Dieser vermittelte ohne Zögern eine Oberärztin, die mich als Stellvertreterin entlastete. Mein ehemaliger Chef war mir eine wichtige Stütze. Er begleitete mich durch die Krise, besuchte mich regelmässig – genau das, was ich zu diesem Zeitpunkt benötigte. Noch habe ich mich von meiner Depression nicht erholt. Doch heute weiss ich, dass ich mich jederzeit an ReMed wenden könnte, um weitere Unterstützung zu beanspruchen.»
 

Ein junger Assistenzarzt wird mit einem Todesfall konfrontiert, der ihn stark belastet. Noch Jahre später löst die Erinnerung an jene Nacht beklemmende Gefühle aus.

 

«Ich hatte Nachtdienst, war allein verantwortlich für 150 Patienten – der zuständige Oberarzt war bereits ausser Haus. Plötzlich kommt ein Anruf der Nachtwache: Ein schwer herzkranker Patient liegt bewegungslos am Boden. Sofort rase ich in das Krankenzimmer. Trotzdem kann ich nur noch den Tod des Patienten feststellen. In meiner grossen Betroffenheit kommen sofort Schuldgefühle auf. Habe ich etwas versäumt? Hätte ich den Patienten noch besser überwachen sollen? Ist mir ein Fehler unterlaufen? Natürlich weiss ich, dass ein Patient in diesem kritischen Zustand sterben kann, doch das nützt mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts.

 

Am nächsten Morgen schildere ich die Vorkommnisse am Rapport, stelle die Frage, ob ich einen Fehlentscheid getroffen hätte. Doch mein Vorgesetzter stellt bloss fest, dass so etwas halt passieren könne. Persönlich werde ich auf den Vorfall nie angesprochen.

 

In der Folge geht es mir miserabel: Ich leide unter Gewissensbissen und habe Angst vor mir selbst als Arzt. Nachts kann ich nicht mehr schlafen, tagsüber machen mir Konzentrationsstörungen und Schweissausbrüche zu schaffen – die totale Verunsicherung. Am liebsten wäre ich sofort aus dem Beruf ausgestiegen.

 

Gleichzeitig bin ich auch wütend, dass man mich als Anfänger so allein lässt. In einer solchen Situation benötigt man als Arzt dringend Unterstützung, mit einer fürsorglichen, aber klaren Führung durch die Vorgesetzten. Eine Analyse, ob ein Fehler vorlag, hätte mich entlastet – selbst wenn dabei herausgekommen wäre, dass ich die Situation falsch eingeschätzt hatte. Ich hätte Klarheit gehabt und aus dem Vorfall lernen können. Ärztinnen und Ärzte müssen in solchen Situationen die Möglichkeit haben, die Vorkommnisse aufzuarbeiten. Hilfreich sind dabei natürlich Anlaufstellen direkt an den Spitälern. Doch besonders wichtig sind auch externe Gesprächspartner – so wie ReMed heute einer ist.»

 

Ein 59-jähriger Hausarzt mit einer Gruppenpraxis in einer kleineren Stadt und Vater von zwei erwachsenen Kindern berichtet von seiner Depression.

 

«Es war ein harter Schlag: Nach 22 Jahren Ehe teilte mir meine Frau mit, dass sie einen anderen Mann liebe und sich trennen wolle. Ich stürzte in eine tiefe Krise. Natürlich, mein Beruf nahm in meinem Leben viel Platz in Anspruch – aber meine Frau hatte ja auch ihren eigenen Bereich. Lange Zeit hat das für uns gestimmt, jetzt plötzlich nicht mehr.

 

Rückblickend weiss ich, dass wir uns entfremdet hatten. Meine Frau warf mir vor, dass ich nach ihrem schweren Verkehrsunfall nicht für sie da war – das stimmt wohl, aber ich habe es damals nicht realisiert. Schmerzhaft war vor allem die Reaktion unserer Kinder. Wochenlang haben sie uns vorwurfsvoll angeschwiegen, und sie verstehen uns auch heute noch nicht. Dies, obwohl wir als Eltern gut funktioniert haben – übrigens auch heute noch. Die Situation war unerträglich: Ich bin so rasch wie möglich ausgezogen und habe mich scheiden lassen.

 

Wie ich den Weg aus der Krise gefunden habe? Ich hatte zum Glück keine Berührungsängste zur Psychiatrie. Schon früher hatte ich – bei leichteren depressiven Verstimmungen – professionelle Hilfe in Anspruch genommen. So habe ich mich auch jetzt bei dem Facharzt gemeldet, der mich bereits kannte. Und ich habe auch meine Praxiskollegin sofort informiert. Sie haben mich unterstützt, ohne sich einzumischen – was sehr hilfreich war. Wichtigen Halt gaben mir auch meine Freunde und die klare Tagesstruktur in meinem Beruf.

 

Auf diesem Weg habe ich meine existentielle Krise gemeistert, ohne dass meine Arbeit als Hausarzt darunter gelitten hat. Ich kann anderen betroffenen Kollegen nur raten, sich in solchen Situationen rasch professionelle Hilfe zu suchen. Heute können sie sich ja auch an ReMed wenden.»

 

Ein verheirateter Hausarzt durchlebt mit 51 Jahren ein schweres Tief. Erst jetzt erkennt er, dass seine eigenen Bedürfnisse auch wichtig sind.

 

«Erster Nervenzusammenbruch als Assistenzarzt in Argentinien: Die Distanz zur Heimat und Spitzenbelastungen bis zu 108 Wochenstunden gehen nicht spurlos vorbei. Mit 40 eine tiefe Sinnkrise: Ist das wirklich alles, was mein Leben zu bieten hat? Meine Bergpraxis mit dem intensiven Notfalldienst während der Wintersaison?

 

Ich will mir mehr Zeit für mich nehmen, kaufe ein Cello und beginne zu üben. Doch gleichzeitig steige ich in die Politik ein und übernehme ein politisches Amt. Die Arbeitsbelastung nimmt dadurch sogar noch zu – sechs Jahre später das grosse Tief: Ich beginne meine Patienten wegen Bagatellen anzuschnauzen. Die einsamen Nächte auf dem Berg setzen mir zu, ich vermisse meine Frau und Kinder, die im Tal leben. Nach den Notfalleinsätzen finde ich nachts keinen Schlaf mehr: Ich trinke mehr Alkohol, rauche stark und nehme deutlich zu. Schliesslich gerät auch mein Herz aus dem Takt: Herzrhythmusstörungen. Da wird mir endlich klar: So geht es nicht weiter!

 

Ich stelle meinen Tagesablauf radikal um und achte auf mein eigenes Wohlbefinden: späterer Arbeitsbeginn, regelmässiger Sport, gesunde Ernährung. Das Rauchen und der Alkohol sind kein Thema mehr. Jetzt gelingt es mir, meine Praxis zu verkaufen und wieder ins Tal zu ziehen – mit einer Teilzeitstelle in einer Gruppenpraxis. Bald geht es mir wieder ausgezeichnet. Hätte ich doch schon als junger Arzt meine persönlichen Bedürfnisse ernstgenommen und ein Unterstützungsnetzwerk wie ReMed in Anspruch nehmen können!»

 

Ein 45-jähriger Hausarzt mit eigener Praxis ist ganz unerwartet in eine Krise geraten.

 
 «Ihnen geht es nicht gut», sagte mir eine Patientin nach der Begrüssung, als hätte sie selbst keine eigenen Sorgen. Und ein anderer Patient suchte sich einen neuen Hausarzt, da ich ihm nicht mehr belastbar schien. So augenfällig war die Krise, in der ich mich vor einiger Zeit befand. Was war passiert? Eine Reise zu einem Freund, der seine Frau durch einen Verkehrsunfall verloren hatte und nun mit zwei kleinen Mädchen allein dastand, ging mir sehr nahe. Bei einem gemeinsamen Museumsbesuch brach die Krise urplötzlich über mich herein: Atemnot, Herzklopfen, Klaustrophobie. Fluchtartig musste ich das Gebäude verlassen. Meine Frau und mein Freund waren ebenso perplex wie ich.
 
Wieder zu Hause, schleppte ich mich mit letzter Energie durch Sprechstunde, Sitzungen und durch meine Einsätze als Bezirksarzt. Wie meine sensible Patientin gemerkt hatte, löste ihre Krankheit – und das war keine Ausnahme – bei mir panische Angst aus. In der Familie wich ich allen Verpflichtungen aus. Ich vernachlässigte Freunde, und allein das Klingeln des Telefons lösten Herzklopfen und Schweissausbrüche aus. Der Leidensdruck war so gross, dass ich schnell professionelle Hilfe in Anspruch nahm.
 
Der Weg aus der Krise war lang und anstrengend. Ich strukturierte meinen Alltag neu, gab Ämter ab und schuf leere Zeitfenster. Langsam lernte ich, dass ich nicht unentbehrlich bin und dass ich nicht allen Ansprüchen genügen kann. Letztlich hat sich diese Krise positiv auf alle Lebensbereiche ausgewirkt, besonders auf Partnerschaft und Familie.»
 

Ein 55jähriger Hausarzt, der eine Doppelpraxis führt und als Heimarzt in einem Pflegeheim tätig ist, berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen: Nebst der grossen beruflichen Belastung plagen ihn als Vater einer achtköpfigen Patchworkfamilie auch existentielle Ängste.

 
«Meine zunehmende Erschöpfung hatte sich schon lange abgezeichnet: Ich legte Bücher ungelesen weg, ich wurde vergesslicher, machte Fehler und trank auch mehr Alkohol. Vordergründig funktionierte ich gut. Doch meine Praxisassistentin machte mich immer öfter auf Aussetzer aufmerksam. Das erschreckte mich. Und dass mich die Geschichten meiner Patienten plötzlich nicht mehr interessierten, traf mich in meiner ärztlichen Identität. Als Familienvater plagten mich zudem unbegründete existentielle Ängste. Ich begann an den Börsen zu spekulieren, das nächtelange Beobachten der Kurse wurde zum Zwang.
 
Der Weg aus der Krise war nicht einfach. Ich realisierte, dass eine Auszeit notwendig war – und dass ich professionelle Hilfe brauchte. Ich fand sie bei meinem Hausarzt. Mein Praxiskollege übernahm vorübergehend meine Patienten, so dass ich wieder Zeit für mich hatte. Allmählich reifte in mir der Entschluss, meine Hausarztpraxis nach 20 Jahren aufzugeben, um so mein Arbeitspensum radikal zu reduzieren. Meine Tätigkeit an der Klinik führte ich fort, denn dort fühlte ich mich wohl: Die Arbeitszeiten sind klar geregelt, die Zusammenarbeit mit jungen Leuten ist bereichernd. Heute geniesse ich die neu gewonnene Zeit, und es geht mir gut. Entscheidend dafür war, dass ich mir meine Krise eingestanden und auch in meinem Qualitätszirkel darüber gesprochen habe.»
 

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